Aufgabe: Als Gemeinschaftsprojekt eine durch eine Wand aus Verschalungsbrettern bis zur Höhe der Regenrinne des Eckhauses für mehrere Jahre provisorisch geschlossene Baulücke als Architektur zu gestalten.
Eine zügige Umsetzung bis zum Beginn der Chrysanthema war erwünscht, sowie eine städtebauliche Lösung angestrebt, die nicht unbedingt als Provisorium wirkt.
Der Zeitrahmen war mit Entwurfsvorbereitung, Absegnung durch den Stadtrat, Bauantrag, Fundamentierung, Aufbau des Trägergerüstes, Aufbringen des Vorputzes und der Ausführung ambitioniert.
Zum Planungstreffen, zu dem die Wohnbau Lahr GmbH geladen hatte, um erste Lösungsansätze zu sichten und Umsetzungsmöglichkeiten zu erörtern, erschien ich als Zuschauer. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mit dem Projekt nichts zu tun.
Außer mir war nur einer der über ein Dutzend sich zur Teilnahme angemeldeten Künstler:innen anwesend. Da das Projekt hiermit beendet schien, erklärte ich mich zu seiner Rettung und um den teilnehmenden Künstlern Zeit zu verschaffen spontan bereit, der Wohnbau GmbH binnen sieben Tagen einen groben Vorentwurf zur Annahme vorzulegen, der den vielen, teilnehmenden Künstler:innen als ein verbindendes "Gerüst" zum `Einhängen´ und Verwirklichen eigener konstruktiver, oder dekonstruktiver Ideen dient. Dieser Vorentwurf sollte auf Wunsch der Wohnbau GmbH die benachbarte Architektur aufgreifen und in einfacher Form weiterführen.
Nach weiterer sieben Tage sollten die teilnehmenden Künstler:innen dann ihren persönlichen Entwurf vorlegen, aus dem hervorgeht, wie sie die von mir geschaffene, grobe „Matrix“ in ihrem Sinn abwandeln und umarbeiten. Im diesem Fall wäre von meinem Vorentwurf nichts übrigbleiben; er wäre als „unsichtbares Gerüst" eines zusammenhängenden Bildes in den Bildideen verschiedenster Künstler:innen aufgegangen.
Nach zwei Wochen waren von den teilnehmenden Künstler:innen als Ideen lediglich ein Schaufenster im Sinne Henry Rousseaus und die Idee eines Pferdes im Bogendurchgang eingegangen, wobei ich bei Letzterem um Ausführung gebeten wurde.
Dieser Entwurf wurde von der Wohnbau Lahr GmbH als Endentwurf angenommen. In Ermangelung der eigentlichen Teilnehmer:innen hatte ich diesen Entwurf zusammen mit Johann Türck als einzigem Helfer, der als seine persönliche Arbeit auch das „Rousseausche Schaufenster“ beisteuerte, binnen einer Woche, in der das Gerüst stand, zu verwirklichen.
Dafür, dass ich hier ohne jede Vorbereitung spontan einstieg und keinen eigenständigen, künstlerischen Entwurf abgeben durfte, wurde der Auftrag anständig durchgeführt und ich bin trotz der kuriosen Entstehungsgeschichte dennoch stolz auf die Durchführung dieser nicht eingeplanten, sehr spontanen Arbeit! Trotzdem habe ich mich lange nicht recht getraut, mit diesem Auftrag in Verbindung gebracht zu werden. Wäre es von Anfang an mein Auftrag gewesen, hätte ich mit eigenen Ideen ganz anders losgelegt!
Vielleicht bietet mir jemand die Möglichkeit, ein Gemälde dieser Größe nach freiem Entwurf auszuführen?!